Gefährliche Ausbaupläne

Das FFH-Gebiet “Montabaurer Höhe”.

Der Landesbetrieb Mobilität (LBM) Diez plant den „richtlinienkonformen“ Ausbau der B 49 zwischen Montabaur und Neuhäusel. Begründet wird dieser Ausbau unter anderem mit der Verkehrssicherheit und der Überholmöglichkeit des Schwerlastverkehrs. 

Die Umweltverbände NABU (Naturschutzbund Montabaur und Umgebung) und Naturschutzinitiative e.V., der Interessenverband ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Rheinland-Pfalz) sowie  Bündnis 90/Die Grünen im Westerwald und die Kreisgruppe Westerwald des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) kritisieren dieses Vorhaben scharf: “In der heutigen Zeit, in der wir uns mit dem CO2-verursachten Klimawandel und der zunehmenden Inanspruchnahme von Flächen auseinandersetzen, ist eine solche Maßnahme mehr als kritisch zu betrachten und somit nachrangig zu behandeln”, so die Organisationen in einem Schreiben an das Bundesverkehrsministerium.

Aus unserer Sicht spricht nichts für den Ausbau, aber sehr viel dagegen:

  • Die Verkehrsbelastung ist keinesfalls so hoch, dass es zu einem verminderten Verkehrsfluss kommt. Nach Daten des LBM und unseren Berechnungen fahren PKW mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 80 km/h und würden weniger als eine Minute gewinnen, wenn sie die Strecke mit 100 km/h fahren könnten.

  • Der Anteil des Schwerlastverkehrs ist eher niedrig, weswegen kaum Überholdruck entsteht. Im Gegenteil wäre mit dem Ausbau zu erwarten, dass eine Verlagerung des Schwerlastverkehrs von der A 48 auf die B 49 erfolgt.

  • Die Erfahrung zeigt, dass gerade in den dreispurig ausgebauten Abschnitten der B 49 die Unfallhäufigkeit deutlich höher ist als in den zweispurigen Teilen (Beispiel: Ortsumgehung Neuhäusel mit mindestens fünf Unfalltoten seit Verkehrsaufnahme). Insofern ist zu befürchten, dass der Ausbau keineswegs zu einer größeren Verkehrssicherheit führt. Dies umso mehr, als ein Straßenausbau die allseits bekannte Gefahr höherer Geschwindigkeiten in sich birgt.

  • Unabhängig von den verkehrlichen Faktoren würde der Ausbau auch das FFH-Gebiet „Montabaurer Höhe“ zusätzlich belasten, was durch keine Ausgleichsmaßnahme schönzureden ist. Wir sehen gravierenden Schaden für das Ökosystem Wald und könnten eine Reihe weiterer ökologischer Bedenken anführen, die den Rahmen dieses Schreibens sprengen würden.

  • Ein nicht notwendiger Ausbau sollte den Steuerzahler auch nicht belasten. Diese Gelder wären an anderer Stelle sinnvoller eingesetzt.

Angesichts von Umwelt- und Klimabelastungen durch den Autoverkehr ist es nicht nachvollziehbar, dass für einen Zeitgewinn von 59,4 Sekunden erhebliche Eingriffe in ein wertvolles Waldbiotop zugelassen werden sollen. Dieser kaum erwähnenswerte “Vorteil” ergibt sich aus Berechnungen, die mit Blick auf die derzeitige Verkehrssituation von Norbert Busch vorgenommen wurden:

Rechenvorschrift:

Geschwindigkeit (v) = Strecke (s) / Zeit (t)
Zeit (t) = Strecke (s) / Geschwindigkeit (v); t = s/v

Berechnungsannahmen:

    1. heutige mittlere Geschwindigkeit: v = 80 km/h = 22,222 m/s
    2. zukünftige mittlere Geschwindigkeit: v = 100 km/h = 27,777 m/s
    3. die Streckenlänge der auszubauenden Strecke mit 6600 m bleibt unverändert, da genauere Planungsdaten noch nicht bekannt sind.

Berechnung heutige 2-spurige B 49 (gemäß 1.):

t = s/v: 6600 m / 22,222 m/s = 297 s = 4,95 Minuten

Berechnung geplante 3-spurige B 49 (gemäß 2.):

t = s/v: 6600 m / 27,777 m/s = 237,6 s = 3,96 Minuten

Zeitersparnis: 297 Sekunden – 237,6 Sekunden = 59,4 Sekunden

Fazit: Bei einer gleichlangen 3-spurig ausgebauten Strecke der B 49 zwischen Horressen und
Neuhäusel-Ost verringert sich die Fahrzeit um 59,4 Sekunden, wenn angenommen wird,
dass heute im Mittel eine Fahrgeschwindigkeit von 80 km/h möglich ist und zukünftig von
100 km/h zugrunde gelegt wird.

Auch die Grünen-Landtagsabgeordnete und stellvertretende Fraktionsvorsitzende Jutta Blatzheim-Roegler fordert vor dem Hintergrund des Klimabeschlusses des Bundesverfassungsgerichts, alle Straßenbauvorhaben im Bundesverkehrswegeplan und im Investitionsplan des Bundes und darüber hinaus “auch die zahlreichen geplanten Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen außerhalb des Bundesverkehrswegeplans” zu überprüfen. Dazu gehören nach ihrer Auffassung auch die Ausbaupläne für die B 49 zwischen Neuhäusel und Montabaur-Horressen. Diese seien “verschleudertes Steuergeld, zumal oft nur wenige Minuten “Zeitgewinn” fürs Auto rausspringen” (Mitgliederzeitschrift “Grün Regional”, Juli 2022).

Der BUND Rheinland-Pfalz forderte bereits im Mai 2021 ein Fernstraßenmoratorium mit dem Ziel einer umfassenden Verkehrswende auf kommunaler wie auch auf Landes- und Bundesebene verbunden mit einem politischen und juristischen Stopp des Baus von Bundesfernstraßen in Rheinland-Pfalz. Die Naturschutzverbände und Bündnis 90/Die Grünen im Westerwald appellieren nun an die Verkehrsministerien des Bundes und des Landes Rheinland-Pfalz, den Ausbau der B 49 im genannten Streckenabschnitt als nachrangig einzustufen, idealerweise sogar die gesamten Planungen aufzugeben. Die entsprechenden Schritte sollten mit dem Verkehrsministerium Rheinland-Pfalz vereinbart werden. 

One Comment

  1. Wenn ich die Montabaurer Höhe mit dem Fahrrad befahre, bin ich jedes Mal entsetzt. Ich habe sie noch kennen gelernt als Wald mit sauberer Luft, angenehmer Kühle im Sommer im Schutz der Bäume, Vogelgezwitscher… So manches Mal kreuzten z. B. Rehe meinen Weg.
    Jetzt gibt es das nur noch stellenweise und diese Stellen werden kleiner und weniger. Es ist trostlos!
    Es müsste unbedingt aufgeforstet werden und vor allem ist alles zu unterlassen, was den Wald weiter schwächt, im Gegenteil, er müsste durch eine Vielzahl von Maßnahmen gestärkt werden. Sören Sander, Montabaur

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